Von Ulrike Schirm

    Zurück im Kalten Krieg. Die bösen Russen agieren gegen die hehren Amerikaner. Jennifer Lawrence spielt Dominika, eine knallharte russische Agentin. In der Premierennacht wird der Primaballerina am Bolschoi Theater das Bein gebrochen. Damit ist ihre Karriere als Tänzerin zerstört. Da die Führung des Hauses die Pflegekosten und die Unterkunft für sie und ihre kranke Mutter bezahlt hat ist sie gezwungen, sich um etwas anderes zu kümmern. Ihr Onkel Wanja (Matthias Schoenaerts), der zur Führungsspitze des russischen Geheimdiensts SWR gehört, schlägt ihr vor, sie zur „Spatzen-Schule“ zu schicken (nicht ganz uneigennützig), um die hohe Kunst der Verführung zu lernen, die man braucht, um eine ausgezeichnete Agentin im harten Alltag der Spionage zu werden. Dominika ahnt, dass sie keine andere Wahl hat und lässt sich darauf ein, ein „Red Sparrow“ zu werden.

    „Robert, ich schreibe am Montag Abitur! In Philosophiee [sic]!“ herrscht Elena (Julia Zange) ihren Zwillingsbruder Robert (Josef Mattes) an und liefert dem Publikum damit eine ungelenke Exposition. So wird also das „Philosophieren“ gerechtfertigt, das uns Philip Grönings Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot aufbürdet und das in einen wohl als erschütternd beabsichtigten Gewaltexzess mündet. Dieses späte Schreien, Schießen und Ficken gerät aber ebenso ermüdend, wie das ihm vorangehende Gelaber und Gehabe geschwollen und oberflächlich ist. Man würde es gerne dabei belassen und nicht noch mehr Zeit auf diesen ach so bedeutungsschwangeren und selbstgefälligen Film verwenden, nachdem man an ihn schon drei Stunden und eine Menge Lebenslust verloren hat. Gerade die prätentiösesten Filme ziehen sich aber auf das gute alte „vielleicht ist dir das eben zu hoch“-Argument zurück, um solche zugegebenermaßen destruktive Kritik an sich abgleiten zu lassen. Es braucht also noch ein paar Zeilen mehr.

    Mina (Pegah Ferydoni) lebt im Iran und ist als unverheiratete Frau Mitte 30 ihren Sonderlings-Status leid. Lustig sollte er sein, ungefähr in ihrem Alter und Akademiker, der Ehemann. Diese reichlich vage Beschreibung trifft auf Kian (Hadi Khanjanpour) zu, der in Deutschland aufgewachsen ist und Mina nach der arrangierten Hochzeit zu sich holt. Dort versuchen die beiden, sich mit ihrem gemeinsamen Leben anzufreunden und Gefühle füreinander zu entwickeln. Das ist grundsätzlich eine schöne Ausgangslage für einen reflektierten Film über Geschlechterrollen, Erwartungen an Beziehungen und kulturelle Differenz. 

    Vor vier Jahren kam ich mit leuchtenden Augen aus dem Eröffnungsfilm meiner ersten Berlinale und war überzeugt – Grand Budapest Hotel war ein genialer Film und dazu ein toller Eröffnungsfilm. Dementsprechend euphorisch fiel auch unser Urteil zu Wes Andersons letztem Film aus. Heute bin ich reflektierter – vielleicht auch mürrischer – und müsste meine Kritik von damals revidieren. Zum Glück geht es aber heute nicht darum, sondern um Isle of Dogs, Andersons zweitem Animationsfilm, mit dem er eine weitere Berlinale eröffnet. Und auch wenn ich gerade die erste halbe Stunde eine ähnliche Begeisterung verspürt habe wie bei Grand Budapest Hotel, muss ich mich diesmal etwas bedeckter halten. Vielleicht bin ich damit ja in vier weiteren Jahren immer noch einverstanden.

    Der Blog 'Vier Kinder und ein Feldbett' berichtet von der 68. Berlinale

    Vom 15. bis zum 15. Februar finden dieses Jahr die 68. Berliner Filmfestspiele statt. Im Auftrag des Berliner Film- und Fernsehverbandes berichtet der Blog 4 Kinder und ein Feldbett, der sich aus jungen Filmkritiker_innen zusammensetzt, vom Festival und liefert tägliche Filmkritiken und Eindrücke von der Berlinale. Der BFFV wünscht eine aufregende Berlinale und eine gute Projektion.

    Der Blog findet sich hier.

    Wann? 17.02, ab 09:00 Uhr

    Wo? Meistersaal, Köthener Str. 38

    Im Rahmen der Berlinale findet am 17. Februar die Veranstaltung 'Closing the Gap' zur Gleichberechtigung in der Filmindustrie statt, das vom WIFT (Women in Film and Television Germany) organisiert wird. Dabei geht es in verschiedenen Panels darum, Möglichkeiten auszuloten, die eine Geschlechterparität in der Filmindustrie bis 2020 herstellen können.

    Von Ulrike Schirm
     
    Ein gewisser Tommy Wiseau brachte 2003 in Los Angeles einen Film auf die Leinwand mit dem Titel THE ROOM. Zusammen mit einem gewissen Greg Sestero schrieb er das Drehbuch. Er selbst fungierte als Hauptdarsteller, Regisseur und ausführender Produzent. Herauskam der beste schlechteste Film, der jemals gedreht wurde.

    Alles, wirklich alles an diesem „Desaster“ ist abgrundtief schlecht. Der Plot, das Script, die Schauspieler, die Dialoge, die Betonung, die Sprache. Es wimmelt von Anschlussfehlern, die Kostüme....eine einzige Lachnummer. Erzählt wird eine abstruse Liebesgeschichte. An der Kinokasse spielte der Trash lumpige 1.800 USD ein. Produktionskosten 6 Millionen USD.

    Eines muss man diesem reichen, durchgeknallten Sonderling (keiner weiss genau, wie er zu seinem Geld kam) lassen: Er hat sich einen Traum erfüllt.

    James Franco setzt diesem talentlosem „Genie“ mit „The Disaster Artist“ nun ein Denkmal.

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