Buchpremiere 'Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme' vom 6.12.

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Am 6. Dezember wurde im Kino Toni die stark erweiterte Auflage des Großen Lexikons der DEFA Spielfilme von Frank-Burkhard Habel vorgestellt. Kurz nach dem 70. Jubiläum der DEFA hat der Autor, der Vorstandsmitglied des Verbandes ist, sein nun reich illustriertes Werk der Öffentlichkeit präsentiert. Neben der Lesung markanter Absätze aus beiden Bänden sprach Habel unter anderem mit der Schauspielerin Ute Lubosch über den Filmbetrieb der DEFA und den Entstehungsprozess der Neuauflage, die 16 Jahre nach der ersten Ausgabe nun erschienen ist. Außerdem wurde der kurze Experimentalflim DEFA 70 von Werner Bergmann aus dem Jahr 1965 gezeigt, in dem in einer Mischung aus Musikkomödie und Heimatfilm die Möglichkeiten der 70 mm Kameraterchnik ausgelotet wurden.

 Im Gespräch mit Ute Lubosch sagte F.-B. Habel unter anderem: „DEFA war mehr als die populäre Abkürzung des Namens einer Filmgesellschaft. DEFA-Filme waren Programm und Propaganda, standen oft für Qualität und manchmal für Qual“.

 

Vor dem interessierten Publikum, darunter Künstler aus DEFA-Zeiten, wie die Schauspielerinnen Dietlinde Greiff und Katrin Knappe, die Dramaturgin Inge Heym, der Kameramann Peter Ziesche und die Szenenbildnerin Britta Bastian, las Habel markante Absätze aus seinem Lexikon vor, das gegenüber der Erstausgabe von 2001 um etwa 100 Filme erweitert worden ist. Auch Fernsehproduktionen, die dennoch im Kino liefen, sowie bestimmte Filme aus der BRD und der Sowjetunion wurden aufgenommen. Diese sind zwar formal keine DEFA-Streifen, wurden aber zu beachtlichen Teilen von der DEFA finanziert.

Im Publikumsgespräch wurde der Autor nach dem Verhältnis zwischen der DEFA als Produzenten und den Künstlern gefragt. Habel berichtete von den mitunter stattfindenden Konflikten zwischen künstlerischem Schaffen und Parteilinie und den dabei auf der Strecke gebliebenen Filmen. So wurde beispielsweise Jadup und Boel von Rainer Simon zwar 1981 fertiggestellt, aber wegen zu kritischer Schilderung der Gegenwart bis 1988 nicht aufgeführt. In der DDR, so Habel, war der Staat zugleich der Produzent, denn die DEFA war ein Volkseigener Betrieb. Habel zitierte aus seinen Gesprächen mit dem renommierten Regisseur Egon Günther, der die DDR 1980 verließ, um für zehn Jahre im Westen zu arbeiten, und der desillusioniert zurückkehrte. Sinngemäß hatte Günther gesagt, in der DDR konnte man mit den Funktionären, die die Filme anders haben wollten, wenigstens darüber diskutieren. Produzenten im Westen, die ihre Filme deutlich marktkonformer haben wollten, griffen deutlich starrsinniger und unnachgiebiger in die Produktion ein.

 

Die Neuauflage des zwei Bände umfassenden Standardwerks zum DEFA-Film erscheint pünktlich zum 70. Gründungsjubiläum der DEFA und bietet eine lückenlose Sammlung aller Produktionen aus der 47-jährigen Geschichte der sozialistischen Filmschmiede in Babelsberg, waren sie nun erfolgreich oder nicht, gut oder schlecht, von der Staatsmacht akzeptiert oder ungeliebt. Selbst abgebrochene und nie aufgeführte Projekte werden aufgeführt. Die mit fast 1200 Seiten stark erweiterte Neuauflage enthält neben Auflistungen aller beteiligten Mitarbeiter_innen, Inhaltsangaben und Rezeptionsgeschichten erstmals etwa 1000 Abbildungen.

Beide Bände des Großen Lexikons der DEFA-Spielfilme sind beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag für zusammen 99,99 Euro erhältlich.