Es braucht Bündnisse: Bericht von der Diskussionsveranstaltung des BFFV zur Situation des Filmnachwuchses

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Am 6. Juni 2019 lud der Berliner Film- und Fernsehverband (BFFV) in die Konferenzräume der Weydingerstraße zu einem Werkstattgespräch über die Chancen und Probleme des deutschen Filmnachwuchses. Neben Mitgliedern des BFFV sprachen junge Filmschaffende wie Dirk Lütter (Die Ausbildung) und Florian Kunert (Fortschritt im Tal der Ahnungslosen) mit Größen verschiedener Bereiche der Filmindustrie über die enormen Schwierigkeiten dabei, auch nach einem oder zwei gelungenen Erstlingswerken in der deutschen Filmindustrie Fuß zu fassen. So waren unter anderem Linda Söffker, Leiterin der Berlinale-Sektion Perspektive Deutsches Kino, Jutta Brückner von der Akademie der Künste, Peter Badel von der Filmuniversität Konrad Wolf und der Filmakademie Baden-Württemberg und der Dokumentarfilmer Leopold Grün in seiner Funktion als Geschäftsführer des Branchenverbandes AG Verleih zu Gast.

Die vom Vorstandsvorsitzenden des BFFV Torsten Lüders geleitete Diskussion weitete sich dabei teilweise zu einem Gespräch über die gesamte Filmförderlandschaft aus, um Jutta Brückner zu zitieren:„Man kann nicht über die Schwierigkeiten junger Filmschaffender sprechen, ohne dabei das ganze marode Gebäude zu erwähnen.“

Diese eher ganzheitliche und kontrovers geführte Problemanalyse wurde jedoch immer wieder auf die spezifische Situation des Filmnachwuchses rückbezogen, der, ohne Etablierung und Bekanntheit in der Branche, von deren Infarkten am stärksten betroffen ist. So können sich Nachwuchsfilmer beispielsweise für Förderung seitens der FFA nicht nur keine Chancen ausrechnen, da sie die vorausgesetzte Zuschauerzahl von 250.000 nicht nachweisen können – bei den Landesförderanstalten müssen sie zugleich bereits vor der Realisation ihres Projektes einen Verleiher vorweisen. Für Neulinge in der Branche bedeutet das häufig, dass sie ihre zweiten/dritten Filme nicht gefördert bekommen und vielversprechende Karrieren schnell wieder enden.

In engmaschigeren Fragen wie der nach der Bewertung spezifischer Gremien oder der Verantwortung der Verleiher standen indes teils unterschiedliche Meinungen nebeneinander. In den größeren Beobachtungen herrschte jedoch eine Einigkeit, die diese kleinen Verschiedenheiten auszuhalten vermochte: Es braucht ein grundsätzliches Umdenken innerhalb der Filmförderung, in der Verleihförderung für ‚kleinere‘ Filme eine größere Rolle spielt, in der Stoffentwicklung stärker gefördert wird und in der kommerziell erfolgreiche Filme nicht mehr gegen künstlerisch anspruchsvollere, kommerziell aber mit höherem Risiko verbundene Filme ausgespielt werden.

Am Ende dieser Erkenntnis stellt sich die Frage nach dem Wie. Um in der Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) nicht ungehört zu bleiben, braucht es eine breite Abstimmung der gesamten Filmindustrie – sprich: Bündnispartner. Der BFFV hat die Forderung gehört, sich hieran zu beteiligen, und wird seine Arbeit in den nächsten Wochen und Monaten genau darauf konzentrieren. Das Gespräch, das in seiner Energie und seinem Engagement einer drohenden Resignation Vorschub leisten konnte, wird auf jeden Fall nicht das letzte gewesen sein.