Friedrich Wolf und Hans Müncheberg

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Von F.-B. Habel

Eine dichte, brisante Novelle nicht ohne Charme schrieb Friedrich Wolf 1941 im Moskauer Exil. „Lucie und der Angler von Paris“ wird der Aufbau-Verlag im kommenden Frühjahr neu auflegen. In der Erzählung, die Wolf selbst für seine beste hielt, griff er Motive auf, die ihn zuvor in der Zeit im französischen Exil bewegt hatten. Ein Untergrundkämpfer und eine junge Malerin treffen aufeinander und wachsen aneinander. Die eher unpolitische Künstlerin lernt verstehen, was den politischen Aktivisten bewegt, und er, dass reiner Aktionismus ohne Blick auf die Schönheiten der Welt nicht funktioniert. Unser Mitglied Hans Müncheberg lernte als sehr junger Mann Friedrich Wolf kurz vor dessen Tod kennen. Gemeinsam prüften sie Wolf-Stoffe für ihre Adaption ins Medium Fernsehen. Im Deutschen Fernsehfunk machte Müncheberg, der zuvor Wolfs „Der verschenkte Leutnant“ für den Fernsehfunk umgesetzt hatte, gemeinsam mit Regisseur Kurt Jung-Alsen (bekannt durch Franz Fühmanns „Betrogen bis zum jüngsten Tag“) aus „Lucie und der Angler von Paris“ einen Kammerspielfilm, der bis heute beeindruckt.

Da 1963 Paris als Drehort tabu war, fungierte die Moldau als Seine, und bestimmte Prager Ecken ähnelten Paris durchaus. Ein intensives Spiel boten Jung-Alsens Hauptdarsteller Annekathrin Bürger und der Brite John Rees (der damals mehrfach in DFF-Filmen mitwirkte). Kongenial gab ihm Eberhard Mellies die Synchronstimme. Ebenso wie er blieb auch Ronald Paris im Abspann ungenannt, obwohl die Atmosphäre des Films seinen zahlreichen Bildern und Skizzen viel zu verdanken hat. Gut, dass es den Film jetzt digital restauriert auf DVD gibt, und dass Hans Müncheberg gemeinsam mit Annekathrin Bürger diese Fassung im Kino Toni vorgestellt hat!

(Lucie und der Angler von Paris, Regie Kurt Jung-Alsen, 63 min., Edition DDR-TV-Archiv, 14,95 €)